Einen Ideenwettbewerb in 9 Schritten meistern
Kürzlich haben wir Ihnen 10 Gründe genannt, warum offene Innovation oft scheitert. Zwar ist es gut zu wissen, was man nicht tun sollte, wir wollen Ihnen aber natürlich auch zeigen, wie man Open Innovation erfolgreich durchführt. Das erklären wir hier am Beispiel eines großen, offenen Ideenwettbewerbs. Unsere Anleitung führt Sie Schritt für Schritt durch die Planung und Durchführung eines solchen Wettbewerbs.
1. Reflektion: Gründe für einen offenen Ideenmanagement Prozess
Erstmal müsssen Sie selbst natürlich von den Vorzügen eines solchen Wettbewerbs überzeugt sein. Machen Sie sich also die Vorteile bewusst, die offene Innovation Ihnen eröffnet. Was wollen Sie mit einem offenen Innovationswettbewerb erreichen, das Sie an anderer Stelle nicht bekommen können?
Nur einige der Stärken von einem solchen Wettbewerb sind:
- Die Möglichkeit, ein breites Spektrum von Teilnehmern zu erreichen. Menschen, die nicht über irgendwelche formalen Qualifikationen verfügen oder die noch nicht von Ihrem Unternehmen gehört haben, können großartige Ideen haben - denn sie denken nicht in schon vorgegebenen Strukturen über die Fragestellung nach. So kann viel kreativer gearbeitet werden.
- Die Mobilisierung einer Gemeinschaft rund um Ihr Problem. Ideengenerierung in eher traditionellen Szenarien funktioniert so, dass nur eine Person oder eine kleine Gruppe von Menschen ein Projekt ‘besitzt’. Diese Person bestimmt dann darüber, was mit einer Idee passiert. In einem Wettbewerb der Ideen haben Sie die Möglichkeit, mehrere Gewinner und andere Teilnehmer einzuladen, um das Projekt fortzuführen. So werden langfristige Ressourcen für das Unternehmen geschaffen.
- Ein Ideenwettbewerb stärkt das Image Ihres Unternehmens, also auch die Marke (Brand). Sich nach außen hin zu öffnen, wirkt sympathisch. Einzige Ausnahme sind Unternehmen, die stark auf einem Markenbild von Luxus und Exklusivität basieren, hier muss man gut überlegen, in welcher Form ein Innovation Challenge durchgeführt wird.
In dieser Phase sollte sich dann auch das Thema des Wettbewerbs weiter herauskristalliesieren.
2. Legen Sie Ihre Zielgruppe fest
Mit der Vermarktung Ihrer Veranstaltung sollten Sie 2-3 Monate im Voraus beginnen. Überlegen Sie hierfür als erstens (wie bei eigentlich jeder Form des Marketings):
Wer ist meine Zielgruppe? Konkret für diesen Fall also: Welche Teilnehmer möchten Sie ansprechen?
Sind das Studierende (evtl. sogar aus einem bestimmten Fach), Partner Ihres Unternehmens, Fans/Kunden oder Wissenschaftler…? Dafür müssen Sie sich natürlich überlegen, was für Erfahrungen, Fähigkeiten und Wissen für Ihren Ideenlauf notwendig sind. Einige Beispiele:
- Für einen Wettbewerb zu Softwaredesign müssen die Teilnehmer programmieren können
- Ein Ideen Contest zum nächsten Produktslogan setzt voraus, dass die Teilnehmer das Produkt kennen
- Bei einem Wettbewerb zum Entwurf eines Buchcovers müssen die Teilnehmer zeichnen oder mit entsprechenden Computertools umgehen können.
Die Frage nach der Zielgruppe wird Ihr weiteres Vorgehen beeinflussen, daher ist es wichtig, diesen Punkt schon ganz am Anfang zu klären.
3. Legen Sie einen ansprechenden Preis für die besten Ideen fest
Der Preis bei einem Ideenwettbewerb ist oft nicht ein mal die wichtigste Motivation für kreative Köpfe, die an offener Innovation teilnehmen möchten. Dennoch sollten Sie sich gut über den Preis Gedanken machen, wer an dem Wettbewerb teilnimmt, welche Richtung die Ideen nehmen und vieles mehr.
Zunächst einmal sollten Sie sich überlegen, ob nur die beste Geschäftsidee bzw. Innovation einen Preis erhält, ob es mehrere Gewinner geben kann oder ob es Gewinnstufen (typischerweise 1., 2. und 3 Platz) gibt. Wir empfehlen, die besten Ideen zu belohnen, also mehrere Gewinner oder Gewinnstufen zuzulassen. Dann herrscht eine offenere Atmosphäre, in der klar ist: hier werden Ideen und Innovation an sich wertgeschätzt. Zudem gibt es Ihnen die Möglichkeit, tatsächlich auch mehrere Ideen weiterzuverfolgenden und zu unterstützen, ohne dass sich die Teilnehmer betrogen fühlen würden, weil ihre Idee nicht die Gewinneridee war und trotzdem benutzt wurde.
Bei der Auswahl des Preisen sollten Sie unbedingt darauf achten, dass der Preis ansprechend für Ihre Teilnehmerzielgruppe (s.o.) ist. Hier ein paar Beispiele:
- Wenn Sie sich Informatiker als Zielgruppe wünschen, könnten Sie leistungsstarke Laptops/Computer ausschreiben.
- Studierende spricht ein Stipendium sicherlich an.
- Nutzer von öffentlichem Nahverkehr freuen sich über ein Jahresticket.
- Optimierungsspezialisten könnten eine Umsatzbeteiligung am attraktivsten finden.
Generell sind solche konkreten Preise besser als Geldpreise. Damit bewegt man Menschen nämlich mehr, weil ihre Wünsche direkt angesprochen werden. Geldsummen sind viel abstrakter und motivieren weniger.
Zu guter Letzt sollte der Preis natürlich auch noch zu Ihrem Unternehmen passen und Ihrem Markenimage entsprechen. Beispielsweise würde ein sehr umweltfreundliches Unternehmen, dass einen Ideenwettbewerb zum Energiesparen ausschreibt, unglaubwürdig wirken, wenn der Preis für den ersten Platz ein Flug in die Karibik ist.
4. Legen Sie Teilnahmebedingungen fest
Hier geht es um die ganz konkreten Rahmenbedingungen für die Teilnahme. Dabei sollten Sie folgende Dinge festlegen:
- Muss man sich für den Ideenlauf anmelden? Der Grund dafür könnte sein, dass die Teilnehmer noch zusätzliche Materialien erhalten müssen oder dass der Wettbewerb an einem Verantstaltungsort stattfindet, der die Teilnehmerzahl begrenzt.
- Wie läuft die Anmeldung? Per E-Mail, auf einer Website…?
- Wann ist Anmeldeschluss?
- Gibt es eine maximale Teilnehmerzahl, die sich anmelden kann?
- Müssen die Teilnehmer eine bestimmte Voraussetzung erfüllen (z.B. Student sein)? Sollen die Teilnehmer nachweisen, dass sie die Voraussetzung erfüllen? Wenn ja, wie?
- Wie werden Ideen eingereicht? Per E-Mail oder auf einer Online-Plattform? Oder wird es eine Veranstaltung für den Wettbewerb geben, bei der sich die Teilnehmer treffen. Dann müssen Sie einen geeigneten Veranstaltungsort wählen. Über die Wahl von Räumen für offene Innovation haben wir hier im Blog schon geschrieben.
5. Finden Sie Teilnehmer, indem Sie den Wettbewerb vermarkten
Auch hier beeinflussen die anvisierten Teilnehmer Ihr Vorgehen, und zwar in zwei wichtigen Punkten:
Erstens: die Präsentation der Fragestellung
Gestalten Sie die Werbung für Ihren Ideenaustausch ansprechend für die Zielgruppe.
Dabei sollte zum einen klar werden, was die Teinehmer selbst für einen Nutzen aus der Veranstaltung ziehen. Wenn Sie beispielsweise einen (Hackathon) oder Technologie-Wettbewerb veranstalten, betonen Sie die intellektuelle Herausforderung. Es muss klar sein, dass die Teilnehmer hier ihre Fähigkeiten zeigen und ihr Können auf die Probe stellen. Natürlich sollte auch der Preis erwähnt werden. Andererseits haben die Menschen, die Sie ansprechen möchten (auch die Techies!), ein Herz. Deswegen machen Sie auch deutlich, welches Problem Ihre Teilnehmer lösen sollen? Wem hilft das? Was ist der Kern des Problems, das sie lösen werden? Erzählen Sie die Geschichte der Menschen oder der Organisation, denen Ihre Teilnehmer helfen. Auf diese Weise gewinnen Sie Menschen, die ernsthaft am Projekt interessiert sind, nicht daran, den Preis zu gewinnen.
Zu guter Letzt müssen Sie noch die Teilnahmebedingungen unterbringen.
Zweitens: die Auswahl der Informationskanäle (Targeting)
Jetzt, wo Sie die Aufmachung für Ihre Wettbewerbswerbung haben, müssen Sie sie nur noch veröffentlichen. Auch hier sollten Sie Ihr Vorgehen natürlich von der Zielgruppe abhängig machen. Durch eine sinnvolle Auswahl der Informationskanäle können Sie mit weniger Aufwand mehr Teilnehmer erreichen. Hier sind einige Beispiele für gezieltes Marketing:
- Sind Studierende Ihre Zielgruppe, veröffentlichen Sie Werbung in Uni-Zeitschriften, hängen Poster an Universitäten aus und posten insbesondere auf Webseiten von Studienstiftungen (hier finden Sie nämlich typischerweise sehr engagierte Studierende).
- Möchten Sie Käufer Ihres Produkts ansprechen, können Sie Ihrem Produkt einen Flyer beilegen oder einen Hinweis auf die Verpackung drucken. Außerdem erreichen Sie Ihre Kunden über die Facebook-Seite und den Newsletter.
- Wenn Sie Teilnehmer aus der Wissenschaft suchen, verteilen Sie Infomaterialien auf wissenschaftlichen Konferenzen, in Fakultäten und wenden Sie sich an Institutionen wie die DFG (deutsche Forschungsgesellschaft)
Zudem gibt es noch einige allgemeine Methoden, die Sie immer anwenden können, weil sie kostenlos und wenig aufwändig sind:
- Kontaktieren Sie beliebte Blogger und Online-Publikationen in Ihrer Branche bzw. im Bereich der Zielgruppe. Fragen Sie, ob jemand daran interessiert ist, über Ihren Wettbewerb zu schreiben.
- Verwenden Sie Soziale Medien. Tweeten, bloggen und posten Sie Ihre Veranstaltung. Vergessen Sie aber nicht, dass Ihre Social Media Seiten keine reine Werbeplattform sind. Die Nutzer müssen einen Mehrwert daraus ziehen, Ihr Follower zu sein.
- Verwenden Sie Ihre E-Mail-Liste. Wenn Sie noch keine haben, ist jetzt eine gute Möglichkeit, um zu beginnen! Auch hier gilt: Überfluten Sie die Liste nicht mit Werbung.
- Sprechen Sie (ja, persönlich) mit Menschen in Ihrer Branche und bitten Sie sie, den Ideenwettwerb zu verbreiten.
Sie sehen schon, hier greifen ganz allgemeine Marketing-Prinzipien. Demensprechend können Sie sich auf Marketingseiten und -plattformen weitere Infos holen, zum Beispiel hier zu Targeting.
Die Vermarktung sollte wie gesagt 2-3 Monate vor dem eigentlichen Wettbewerb bzw. vor dem Anmeldeschluss beginnen
##6. Erstellen Sie einen Aktionsplan Die Zeit bis zum Wettbewerb sollten Sie unbedingt nutzen, indem Sie schon jetzt die Phase nach dem Wettbewerb planen. Wir haben leider schon zu oft gesehen, wie die Ergebnisse solcher Wettbewerbe im Sand verlaufen sind. Gute Geschäftsideen wurden zurückgestellt niemals umgesetzt. Das wird durch genaue Planung der weiteren Ideenverarbeitung verhindert.
Wenn Sie Ihre Ziele und Ihr Problem kennen, sollten Sie in der Lage sein, einen Aktionsplan für Ihre Lösung zu entwickeln - selbst wenn man noch nicht weiß, wie die Lösung aussehen wird. Konzentrieren Sie sich dabei auf folgende Fragen:
- Wie arbeiten Sie mit den Gewinnern zusammen? Wo und in welcher Form wird die Kooperation stattfinden?
- Wie halten Sie die Community, die durch den Wettbewerb entsteht, aktiv?
- Wer wird neben den Gewinnern und dem Unternehmen noch an der Umsetzung beteiligt sein?
- Welche Ressourcen und Finanzmittel werden für die Umsetzung benötigt und woher kommen diese?
- Sehen Sie die Möglichkeit vor, den Gewinnern ein Jobangebot zu machen?
Zwei Ziele sind in Ihrem Aktionsplan besonders wichtig:
- Eine starke Beziehung zu den Gewinnern (und deren Idee) aufzubauen. Keinesfalls sollten diese mit dem Preis abgespeist werden und dann nie wieder von Ihnen hören. Das wäre nicht nur unsympathisch (und daher schlecht für’s Image), sondern auch wenig sinnvoll. Schließlich hat diese Person Ihnen eine Lösung für ein Problem geliefert, warum sollte sie nicht genauso gute Ideen für die Umsetzung haben?
- Veränderungen in jedem Fall einzuplanen. Wer an einen Ideenaustausch mit der Haltung herangeht, dass vielleicht nichts Gutes dabei ist und man dann besser gar keine der eingereichten Ideen nutzt, hat schon halb verloren. Denn Unternehmensstrukturen sind sowieso schon träge und scheuen Veränderung. Wer nicht völlig offen für Veränderung ist, wird wenig erreichen.
Eine andere Frage ist, was mit den Ideen passiert, die nicht gewinnen. Wahrscheinlich werden viele Teilnehmende gute Ideen haben, für die die Zeit noch nicht reif ist oder die nicht für das aktuelle Problem geeignet sind. Vernachlässigen Sie diese Ideen nicht. Finden Sie einen Ort, um sie aufzubewahren (beispielsweise ein Software-Tool für offene Innovation) und melden Sie sich regelmäßig bei den Teilnehmern, um Ihre Community stark zu halten.
7. Stellen Sie die Jury zusammen
Je größer die Jury, desto besser eigentlich. Auch hier soll schließlich das Gemeinschaftsprinzip von offener Innovation zu Tragen kommen.
Hier sind einige Ideen für Jurymitglieder:
- Mitarbeiter aus ganz verschiedenen Unternehmensbereichen, um viele unterschiedliche Perspektiven zu bekommen
- Externe Experten, zum Beispiel Wissenschaftler
- An Stelle einer festen Jury könnte auch eine Online-Abstimmung über die eingereichten Ideen entscheiden.
8. Seien Sie ein aktiver Moderator
Bei einem Ideenwettbewerb geht es darum, die Kraft der Masse zu nutzen. Als Veranstaltungsmoderator geben Sie den Teilnehmern die Freiheit, kreativ zu sein und Lösungen für Ihre Probleme vorzuschlagen. Doch der Moderator gibt an dem Tag den Ton an. Er oder sie kann unterentwickelte Ideen konstruktiv lenken, mürrische Teilnehmer führen, Diskussionen anregen, bei Fragen unterstützen und so weiter.
Als Moderator ist es wichtig, klare und einfache Anweisungen und objektive Rückmeldung in Bezug auf Projekte zu geben. Sie müssen bei einigen Gruppen möglicherweise Gespräche entwickeln oder Hintergrundinformationen bieten. Haben Sie keine Angst, sich als Moderator zu engagieren.
Wenn diese Aufgabe Ihnen entmutigend scheint, kann es sich lohnen, einen externen Moderator zu beschäftigen, der in diesen Dingen geschult ist.
Auch, wenn es keine Veranstaltung gibt (etwa weil alles online ablauft), sollte es die Moderatorenrolle geben - in dem Fall eben auf virtuellen Plattformen, bei der E-Mail-Kommunikation usw.
9. Innovation
Wenn die Gewinner feststehen, gilt es natürlich die Idee auch umzusetzen - dafür haben Sie ja schon Ihren Aktionsplan bereitstehen.
Vergessen Sie dabei nicht, dass eine Geschäftsidee erst den Anfang bildet. Danach folgt ein Prozess, der ruhig auch lange andauern darf. Eventuell wird die Idee noch überarbeitet und weiterentwickelt.
Wenn Sie das geschafft haben, sind Sie schon mitten im Innovationsprozess.
Mehr Lesematerial
Nesta bietet eine wunderbare Anleitung für eine bestimmte Wettbewerbsform, den Challenge Prize, die viele gute Tipps bietet.
Wenn Sie noch mehr Infomaterialien ode Ideen brauchen, können Sie natürlich auch jederzeit zu uns Kontakt aufnehmen!