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Digitale Innovation

Wie die Energiebranche zu Open Innovation Challenges greift

29.11.2013
istockphoto duaneellison ©

Kaum eine Branche steht vor einem derartigen Innovationsdruck wie der Energiesektor. Jahrzehntelang hat eine Handvoll großer Versorger Strom erzeugt und über ihre Netze die Konsumenten versorgt. Ein permanenter Wandel des Umfelds, dem zum Beispiel Hersteller von Konsumgütern oder Technologiefirmen ausgesetzt sind, war der Branche unbekannt. Die rasante Entwicklung der erneuerbaren Energien und in Deutschland auch das Aus für die Atomenergie stellt die bisherigen Strukturen aber seit einigen Jahren in Frage. Die Stromerzeugung ist unberechenbarer und dezentraler geworden und wirft immer weniger Gewinne ab. Die Netze müssen neu ausgerichtet und flexibler und intelligenter werden. Die Stromverbraucher erzeugen mit Solardächern und Windrädern zunehmend selber Energie. Sie wollen mündige Konsumenten sein, die ihren Verbrauch selber steuern können.

Immer mehr Firmen und Institutionen greifen bei ihrem Ideenmanagement zu offenen Ideenwettbewerben, und die Energiebranche ist keine Ausnahme. Bei den sogenannten open innovation challenges formuliert eine Firma öffentlich ein Problem, für das andere Firmen, Experten, NGOs oder sonstwie interessierte Lösungen vorschlagen können. Der Sieger erhält einen Preis.

Ein Beispiel ist der Dynamic Demand challenge von Nesta, einer Stiftung aus dem Vereinigten Königreich zur Förderung von Innovationen. Mit dem Stromnetzbetreiber National Grid stammt einer der Partner des Challenge aus der Energiebranche. Der challenge, der mit der Plattform von WE THINQ umgesetzt wurde, suchte Vorschläge zur bewussten Verlagerung der Stromnachfrage durch die Verbrauchen, um zum Beispiel erneuerbare Energien besser nutzen zu können. Aus 76 Vorschlägen wurden fünf Finalisten ausgewählt. Eine Idee schlägt vor, mit Hilfe der Hardware Thermal Accumulator des Anbieters thEnergy Gebäude aus passiven Stromverbrauchern in intelligente Akteure im Stromnetz zu verwandeln, indem sie selbstständig auf Strompreisschwankungen reagieren können. Ein weiterer Beitrag schlägt die Aufstellung von Energieanzeigen in Stadtteilen vor, die die aktuellen Marktbedingungen deutlich machen. So können Stadtteile ihren Stromverbrauch entsprechend steuern.

Der Gewinner des Dynamic Demand wird im Juni 2014 bekannt gegeben und erhält 50.000 Pfund.

In Finnland verfügen viele Haushalte bereits über Geräte, die den Stromverbrauch messen. Doch die Daten werden bisher kaum genutzt. Die finnische Sektion der Open Knowledge Foundation organisierte dafür in diesem Jahr den Energy Hackathon 2013. Forscher, Designer und Aktivisten entwickelten Ideen und Geräte, die diese Daten nutzen. So schlug der Gewinner des Wettbewerbs eine App vor, mit der Haushalte den Unterschied zwischen festen Vertragspreisen und Spotpreisen ausnutzen und so ihre Stromrechnung senken können. Das Konzept beinhaltete Vorschläge zur entsprechenden Steuerung von Heizungssystemen. Hausbesitzer werden per SMS informiert, wenn der Strompreis gerade sehr hoch ist.

Offene Innovation, und damit offene Ideenwettbewerbe, sind ein wichtiges Werkzeug, um mit Veränderungen im Markt oder im Umfeld Schritt zu halten.

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